Illegale Welpenimporte - das grausame Geschäft mit Tierbabys - Landestierschutzverband Baden-Württemberg
Illegale Welpenimporte - das grausame Geschäft mit Tierbabys
von Redaktion LTschV-BW

Illegale Welpenimporte - das grausame Geschäft mit Tierbabys

Der illegale Import und Handel mit viel zu jungen und oftmals kranken Tieren aus Osteuropa floriert ungebremst weiter. Die „Hundemafia“ hat, selbst wenn sie zufällig erwischt wird, kaum mit Strafen zu rechnen. So durfte auch vergangene Woche erneut ein illegaler Transport von Polen nach Spanien, trotz gefälschter Papiere, seine Fahrt fortsetzen.
Für Tierfreunde unbegreiflich...

Auf der Autobahn A8 hat der Zoll am 23.08. bei Fahrzeugkontrollen im Bereich Dornstadt (Alb-Donau-Kreis) einen Transport mit Welpen aus der Slowakei gestoppt. Der Kleintransporter war bis unter das Dach mit Käfigen vollgestopft und mit fast 100 Hundewelpen und drei Katzenbabys auf dem Weg nach Spanien. Viele der Hundekinder waren noch viel zu klein und die Begleitpapiere offensichtlich gefälscht. Trotzdem wurden nur 27 offensichtlich kranke bzw. zu junge Hunde und die drei Katzen zur unmittelbaren Versorgung und Pflege in ein Tierheim gebracht. Die anderen Tiere mussten ihre Horrorreise fortsetzen.

Stefan Hitzler, Vorsitzender des Landestierschutzverbandes, hat hierfür keinerlei Verständnis: „Wir kennen diese kriminellen und lebensverachtenden Machenschaften der skrupellosen Hundevermehrer und ihr lukratives Geschäftsmodell doch inzwischen nur zu gut. Vorwiegend in Osteuropa müssen tausende Hündinnen unter erbärmlichsten Umständen als Gebärmaschinen ständig neue Welpen für den westeuropäischen Markt produzieren. Die Welpen werden aus Profitgier viel zu jung von ihren Müttern und Geschwistern getrennt, immungeschwächt und meistens auch krank über ganz Europa an Zwischenhändler verteilt und dann über Kleinanzeigen und Internet zu Schnäppchenpreisen angeboten. Die erforderlichen Transportpapiere sind häufig gefälscht. Die minimalsten Tierschutzvorgaben werden vorsätzlich ignoriert. Oft sind die kriminellen Händler bereits aktenkundig und setzen ihr lukratives Geschäft mit dem Leid der Tiere trotzdem ungehindert fort.“

Innerhalb der EU finden offizielle Fahrzeugkontrollen nur sporadisch statt. Der weitaus größte Teil der Welpenimporte fällt folglich durch das Raster der Bundespolizei und des Zolls. Werden illegale Hundeimporte zufällig doch gestoppt, müssen die Transporteure maximal mit einem Bußgeldverfahren wegen der Verstöße gegen geltendes Tierschutzrecht und Tierseuchenrecht rechnen. Meist dürfen sie sogar, gegen Zahlung einer geringen Sicherheitsleistung, mit dem Großteil der Tiere einfach weiterfahren.

So konnte in einem fast identischen Fall ein slowakischer Kleintransporter mit mehr als 160 Welpen nach einer Zufallskontrolle bei Karlsruhe seinen Weg nach Spanien ungehindert fortsetzen. Lediglich 13 der kränksten Tiere wurden ins örtliche Tierheim gebracht.

Damals starben zwei der 13 Welpen im Tierheim trotz sofortiger tierärztlicher Versorgung. Auch die bei Ulm eingezogenen Welpen waren deutlich sichtbar erkrankt und litten unter Durchfall und Parasiten. Eine Erkrankung solcher Tiere mit teilweise auch für Menschen gefährlichen Erregern (wie Tollwut, Giardiasis oder Leptospirose) bzw. der für Hunde hochansteckende Parvovirose kann bei lediglich schnellen, optischen Kontrollen vor der Weiterfahrt nicht ausgeschlossen werden.
Erfahrungen zeigen, dass solche Erkrankungen sich schnell ausbreiten. Erst Recht, wenn Tiere ohne Belüftung in einem Transporter eng zusammengepfercht sind.
Gerade die hochinfektiöse Parvovirose wird den viel zu jungen und ungeimpften Welpen schnell zum tödlichen Verhängnis und kann ganze Bestände infizieren. Zu den Symptomen der Viruserkrankung gehören unter anderem Durchfall, Erbrechen und Dehydrierung. Der Körper der Tiere wird dadurch so geschwächt, dass die Kleinen oft keine Chance haben zu überleben.

„Kein Angebot ohne Nachfrage“ - der Käufer trägt die Schuld ...

Jetzt kann man natürlich die Schuld allein bei denen suchen, die niedliche Hundewelpen möglichst schnell und günstig kaufen wollen. Und das ganz ohne sich im Vorfeld ernsthafte Gedanken darüber zu machen, welches Leid sie damit eventuell mit unterstützen und sogar verursachen.

... oder ein Fehler in unserem Rechtssystem?

Stefan Hitzler sieht aber auch noch eine andere Seite: „Für mich stellt sich immer öfter die Frage, welchen Stellenwert der Tierschutz in unserem Rechtssystem eigentlich hat? Wie kann es sein, dass Tierhändler ihr illegales Geschäft seit Jahren ungehindert weiter fortsetzen können, ohne mit vermehrten und gezielten Kontrollen oder empfindlichen Strafen rechnen zu müssen? Wie kann es angehen, dass offensichtliche Betrüger mit einem Großteil der Welpen eines Transports trotzdem einfach weiter fahren dürfen? Geht es hier etwa vorwiegend wieder um Kostengründe, da die Welpen zunächst über Wochen in Quarantäne müssten und das natürlich teuer wird? Und wieso ist es nicht möglich, den anonymen Internethandel mit lebenden Tieren und das damit verbundene Leid der „Massenware Tier“ endlich strenger zu reglementieren oder besser ganz zu unterbinden?“

Die Leidtragenden bleiben in jedem Fall die zahllosen Hundewelpen mit ihrem ungewissen Schicksal und ihre Mütter und Väter, die ein elendes Dasein in den Zuchtanlagen in Osteuropa fristen müssen.

Hintergrund:
Das grausame Geschäft mit Hundewelpen - vor allem mit beliebten Moderassen - reißt seit Jahren nicht ab. Schon lange haben sich dubiose Züchter und Händler darauf spezialisiert mit Billigangeboten - meist gezüchtet und importiert aus Osteuropa - über Internet und Kleinanzeigen gewinnbringende Geschäfte zu machen. Nicht nur die Zuchttiere leiden unter elenden Lebensbedingungen als reine Gebärmaschinen, auch die Welpen werden von Geburt an in Mitleidenschaft gezogen. Sie sind entsprechend immungeschwächt und werden viel zu früh vom Muttertier getrennt.
Aktuell ist zudem zu beobachten, dass solche Importwelpen unter Vorspiegelung einer tiergerechten Hausaufzucht zu Preisen seriöser, einheimischer Züchter über die einschlägigen Portale verkauft werden. Umfangreiche Ermittlungen zu solchen Fällen laufen hierzu derzeit in Südbaden.

Der Landestierschutzverband und der Deutsche Tierschutzbund fordern schon seit langem intensive und verschärfte Kontrollen bzw. strengere Strafen für derartige Tiervermehrer und -händler, sowie gesetzlich bindende Regelungen für die Erstattung der Kosten, die den Tierheimen durch die Aufnahme und Versorgung von illegal importierten Tieren entstehen. Außerdem muss präventiv sowohl der anonyme Verkauf von lebenden Tieren über das Internet als auch der Versand von Tieren grundsätzlich untersagt werden.
Wer plant, sich einen Hund zuzulegen sollte sich im Vorfeld unbedingt gut informieren und keinesfalls auf unseriöse Anzeigen in Wochenblättern oder Internet reagieren. Die regionalen Tierheime sind kompetente Ansprechpartner und beraten gerne.

 

Weiter Infos:

Deutscher Tierschutzbund: Auswertung zum illegalen Heimtierhandel in Deutschland / Fälle von aufgegriffenen Transporten in 2017 im Vergleich zu den drei Vorjahren

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