Wald und Wildtiere vor Wirtschaftsinteressen schützen! - Landestierschutzverband Baden-Württemberg
Wald und Wildtiere vor Wirtschaftsinteressen schützen!
von Redaktion LTschV-BW

Wald und Wildtiere vor Wirtschaftsinteressen schützen!

Wer die letzten Wochen durch unsere Wälder gegangen ist, wurde direkt konfrontiert mit massiven Baumfällarbeiten und einer regelrechten Waldzerstörung. Damit verbunden: nachhaltige Schäden für Wildtiere und Kleinstlebewesen. Der Landestierschutzverband fordert dazu auf, zum Schutz unserer Wälder und seiner tierischen Bewohner die Waldarbeiten zeitlich zu begrenzen und auf wirklich notwendige Maßnahmen zu reduzieren. Die bei uns noch vorhandenen letzten Natur(lebens)räume dürfen nicht länger aufgrund wirtschaftlicher Interessen geplündert und zerstört werden.

Derzeit unübersehbar: massive Baumfällarbeiten in zahllosen Waldgebieten in Baden-Württemberg. Ganze Waldabschnitte sind für Erholungssuchende wochenlang abgesperrt. Riesige Maschinen graben sich mit ihren Breitreifen tief durch den Waldboden und zerstören die Waldwege. So genannte „Holzvollernter“ oder „Harvester“ sägen in einem Arbeitsgang große Bäume ab, entasten sie und zerteilen die Stämme auf transportable Länge. Sie hinterlassen ein Bild der Zerstörung. Und es sind bei weitem nicht nur geschädigte Bäume, die dem Klimawandel nicht mehr standhalten können, die so vernichtet werden. Oft trifft es gezielt starke und gesunde Bäume, die sich Dank der derzeitig hochrentablen Holzpreise gut verkaufen lassen.

Die damit verbundenen Schäden sind teilweise immens. Stefan Hitzler, Vorsitzender des Landestierschutzverbands ist entsprechend alarmiert: „Gerade in den Wintermonaten sollten wir die Natur und die bei uns lebenden Wildtiere möglichst wenig stören. Nahrung ist knapp und die anhaltende Kälte macht allen Lebewesen zu schaffen. Durch die massiven Abholzungsmaßnahmen werden zahllose Leben zerstört und Lebensraum nachhaltig vernichtet. Das muss aufhören!“
Die einheimische Tierwelt hat unterschiedliche Strategien, die kargen und kalten Wintermonaten zu überstehen. Unzählige Kleinstlebewesen und Insekten überwintern u.a. im Laub und Waldboden, um erst im Frühling wieder zu erwachen. Amphibien und Reptilien verkriechen sich in Hohlräume unter Baumwurzeln, Steinen oder im Erdboden und überwintern bewegungsunfähig in einer Art Winterstarre. Einheimische Kleinsäuger, wie Igel, Fledermäuse und Eichhörnchen ziehen sich zur Winterruhe oder zum Winterschlaf in Astlöcher oder ihre selbstgebauten Nester zurück.
Sie alle haben keine Chance zu überleben, wenn die hochtechnisierten Baumfällmaschinen anrücken und sie in ihren Winterquartieren rücksichtslos vernichten.
Aber auch größere Wildtierarten benötigen über die Wintermonate Ruhe und sollten möglichst nicht aufgeschreckt oder vertrieben werden. Da Futter in dieser Jahreszeit zunehmend knapper wird und die tiefen Temperaturen und nasse Kälte zusätzliche Energie kosten, zehren sie von ihren Reserven bzw. reduzieren ihren Stoffwechsel u.a. indem sie sich wenig bewegen. Massive und anhaltende Störungen in dieser sensiblen Phase kosten gerade schwächere Tiere oft das Leben.

Der Landestierschutzverband fordert deshalb dazu auf, zum Schutz unserer Wälder und seiner tierischen Bewohner umfangreiche Waldarbeiten zeitlich klar zu begrenzen und auf wirklich notwendige Maßnahmen zu reduzieren. Vorsitzender Stefan Hitzler sieht hier nicht nur private Waldbesitzer in der Verantwortung, sondern vor allem Kommunen und die Landesregierung. „Der Ausverkauf unserer Wälder muss gestoppt werden. Gerade der Staatswald oder auch die kommunalen Waldgebiete sind indirekt Eigentum von uns allen, als Bürger*Innen dieses Landes. Wir wollen und müssen die hierzulande noch vorhandene Natur und ihre Lebewesen erhalten und (vor uns selbst) schützen. Sie dürfen nicht länger rücksichtslos rein wirtschaftlichen Interessen geopfert werden. Nicht zuletzt auch unter dem Aspekt, dass der bei uns noch vorhandene Wald - insbesondere die gesunden, älteren Bäume - wertvolle CO2-Speicher im Kampf gegen den fortschreitenden Klimawandel darstellen.“

Hintergrund:
Nur 38,4% der Gesamtfläche von Baden-Württemberg sind von Wäldern oder Gehölzen bedeckt und nur 2,5 % der Landesfläche gilt als Naturschutzgebiet. Dabei sind Kommunen und Körperschaften die Eigentümer des größte Waldanteils mit 40 % der vorhandenen Waldflächen in BW. In Privatbesitz befinden sich 35,9 % und 24 % gehören dem Staat (Staatswald).
Im Kalenderjahr 2023 wurden nach Angabe des Statistische Landesamts insgesamt 10,4 Millionen Kubikmeter Holz in den Wäldern Baden-Württembergs eingeschlagen. Der Holzeinschlag lag damit um 6 % über dem Vorjahr und um 21 % über dem mehrjährigen Durchschnitt (2013–2022). Nur knapp die Hälfte des gesamten Einschlags im Land war dabei auf Schadursachen zurückzuführen.
Das Fällen von Bäumen ist gemäß Bundesnaturschutzgesetz vom Anfang März bis Ende September verboten. Das trifft auch auf Gemeinden zu, die über keine eigene Baumschutzsatzung verfügen. Die Regelung soll sicherstellen, dass brütende Vögel ihren Nachwuchs ungestört aufziehen können.

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