Sozial bedürftige Tierhalter - Landestierschutzverband Baden-Württemberg
Sozial bedürftige Tierhalter
von Redaktion LTschV-BW

Sozial bedürftige Tierhalter

Nicht nur zu Weihnachten - Obdachlose und ihre Tiere   (Dezember 2020)

Veränderungen und Verunsicherung durch Corona prägen nicht nur den Großteil dieses Jahres, sondern auch die Vorweihnachtszeit. Wir müssen unsere Aktivitäten „nach innen“ verlagern, wir müssen agieren ohne viel unterwegs zu sein. Lokal und aktiv heißt die neue Aufgabe.

Der Tierschutzverein Bühl e.V. hat das mit gut gewählten und, wie die Erfahrungen zeigen, sehr effizienten Aktionen umgesetzt. Die erste Idee ist eine „Pfotentafel“, wo bedürftige Personen aus den umliegenden Gemeinden Futter für Ihre Tiere beziehen können. Die Bedürftigkeit muss nachgewiesen werden. Finanzielle Notlagen durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit können Tierbesitzer in die schlimme Situation bringen, nicht mehr ausreichend Geld für die Versorgung ihrer Tiere zu haben. Einen langjährigen, tierischen Begleiter ins Tierheim bringen zu müssen, weil man sich den Unterhalt seines vierbeinigen Freundes nicht mehr leisten kann? Das möchte niemand. Bevor Haustiere aus Kostengründen ins Tierheim gebracht werden müssen, ist es sinnvoll, in Not geratene Tierhalter bei der Versorgung ihrer Tiere zu unterstützen. Proaktiv statt reaktiv unterstützt der regionale Tierschutz in Not geratene Halter zu einem geringeren Preis als die Kosten, die entstehen, wenn das Tier ins Tierheim gebracht und dort versorgt und vermittelt werden muss. Und der weitaus wichtigere Punkt dabei: Man verhindert bei allen Beteiligten viel Leid, welches durch die Trennung eines Tieres von seiner Familie entsteht. Um solche Projekte zu realisieren braucht man zuverlässige Unterstützer wie Stiftungen, Firmen, Vereinsmitglieder und Spender. Solche langfristig angelegten Projekte erfordern eine Planbarkeit.

Obwohl nur mit acht ehrenamtlich tätige Menschen aktiv, hat der Tierschutzverein Bühl noch ein weiteres tolles Tier-Mensch-Projekt ermöglicht: 480 Pakete für Obdachlose mit Hund wurden koordiniert und in diesen Tagen in einem Gebiet zwischen Freiburg über Baden/Baden (Bühl) bis Karlsruhe verteilt. Der Grundgedanke dahinter ist einfach: Für obdachlose Mitbürger stehen Wärmestuben, Suppenküchen und Waschgelegenheiten zur Verfügung. Zu den meisten hiervon haben Tiere allerdings keinen Zutritt. Die Menschen stehen vor der Wahl, ihr liebstes Familienmitglied über Nacht ins Tierheim zu bringen um selbst einmal im Warmen zu schlafen, oder aus Verbindung zu ihrem vierbeinigen Begleiter auf der Straße zu bleiben.

Die allermeisten Obdachlosen haben eine enge Bindung zu ihrem Hund und verzichten lieber selbst auf eine Mahlzeit, um ihren Hund mit Futter versorgen zu können. Eine Trennung kommt nur in Frage, wenn einer von beiden wirklich krank ist! Der Tierschutzverein Bühl hat über Spendenaktionen Weihnachtspakete geschnürt: Weihnachtlich eingepackte Päckchen mit Hygieneartikeln wie Seife, Zahncreme, Hand- oder Gesichtscreme für aufgesprungene Haut in der Kälte, Mützen, Handschuhe, Schals und abgepackte Nahrungsmittel, weiter eine Tragetasche mit Tiernahrung und wer Bedarf hatte, durfte auch noch Schlafsack und Isomatte mitnehmen.

Hilfe anderer Art hat die Stadt Heidenheim für Obdachlose mit Tier geschaffen: Hier wurden dauerhaft Wohncontainer aufgestellt, um eine annehmbare Alternative zu schaffen zwischen der Übernachtung im Obdachlosenheim ohne ihr Tier und Nächten in der Kälte. Es ist nicht bekannt, wie viele Städte in Baden-Württemberg sich noch in dieser Form bemühen, wir bewerten diesen Schritt aber als sehr positiv. Denn zum Glück ist ihr tierischer Begleiter heute für immer mehr Menschen nicht nur „das Tier“, sondern ein wichtiges Familienmitglied mit eigener Persönlichkeit. Wohncontainer für obdachlose Menschen mit Hund tragen diesem neuen, gesellschaftlichen Verständnis unserer Heim- und Begleittiere Rechnung.

Wie das Beispiel Heidenheim zeigt, ist es auch für Städte und Gemeinden möglich, zu tragbaren Lösungen beizutragen. Leider sind Hilfen für Obdachlose mit Tier ebenso wie Tiertafeln gesellschaftlich noch nicht so etabliert. Dieser Bereich ist gerade erst im Entstehen.  Vornehmlich sind es Tierschützer, die hier mit der Hilfe von Spenden starten. Als voraussichtliche Auswirkung durch Corona und Jobverluste sehen Tierschützer eine Woge von in Not geratenden Tierhaltern auf die Kommunen und Tierheime zurollen – die Größe der Woge ist noch unbekannt.

Einige wenige Tierschutzvereine in Baden Württemberg betreiben bereits „Tiertafeln“, welche als eigene Projekte organisiert und personell betreut werden müssen. Auch der Lagerplatz für Futter- und Sachspenden muss geplant sein, denn einerseits ist man im Tierschutz über alles froh, was man gespendet bekommt, aber man muss die Sachen auch lagern können, bis sie an Bedürftige weiter gegeben werden. Tiertafeln sind ein noch nicht gesellschaftlich etabliertes Thema, von welchem wir annehmen, dass es in naher Zukunft mehr und mehr an Präsenz und Wichtigkeit bekommen wird.

 

Spendenkonto:
Tierschutzverein Bühl e.V.
IBAN DE61662914000001313100
BIC GENODE61BHL
Volksbank Bühl

Der Tierschutzverein Bühl e.V. ist als gemeinnützig anerkannt. Zuwendungen können steuerlich angerechnet werden.

Bildquelle: www. pixabay.com

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